Nach wochenlanger Aufregung und pandemiebedingter Ungewissheit war es morgens am 9. März endlich soweit: Die Verabschiedung der Eltern und der Aufbruch nach Frankreich standen bevor.
Als sich die ca. fünfstündige Busfahrt jedoch dem Ende neigte, machte sich Nervosität im Bus breit: Wie wird es wohl werden? Nach dem Finden der Partner und gestotterten Begrüßungen verflog die Angst jedoch schnell und wir drei aus der 10A verabschiedeten uns bis zum nächsten Samstag. Aufgrund der langen Anreise für die Partner vom Wohnort bis Dijon, dem Ankunftsort des Busses, waren meine Partnerin und ich in Begleitung eines weiteren Paares von derselben Schule, was die Verständigung auf Französisch deutlich einfacher machte.
Unser erster Eindruck von der anderen Kultur war der Besuch eines riesigen Einkaufszentrums und eines darin liegenden Restaurants. Alle vier aßen typisch französischen ‚Flammekueche‘, bevor wir dann die Innenstadt von Dijon und deren Architektur erkundeten. Abends, nach Besuch der Kathedrale und Galerie Lafayette, traten wir dann den langen Heimweg über Landstraßen an.
Angekommen auf dem Land war Unsicherheit zu spüren, denn wir fragten uns, ob die Eltern nett sein würden. Auch diese Nervosität verging nach einem gemeinsamen Abendessen mit der Familie, bei dem ich mich direkt willkommen geheißen fühlte. Danach besprachen wir den Plan für Sonntag, der aus dem Besuch zweier typisch französischer Châteaux bestand: das majestätische Chambord und das von Frauen errichtete Chenonceau. Auch an diesem Abend gingen wir früh schlafen, da am Morgen direkt die nächste Herausforderung warten sollte: das Lycée. Weil die Schule eine halbe Stunde später als hierzulande anfängt, war ich froh über den zusätzlichen Schlaf, wissend, dass ich ihn brauchen werde: In Frankreich verbringt man (fast) den ganzen Tag in der Schule. Für mich ist die Schule das gewesen, was am meisten ‚Kulturschockpotential‘ in sich trägt: es gibt keine jüngeren Klassen, die Lehrer haben eigene Klassenräume, die Fächer sind anders und die Stunden anders strukturiert.
Auch kleinere Unterschiede gab es: Statt einem Kreuz hängt in jedem Klassenraum die Marseillaise, dazu wird jeden Tag mittags ein mehr oder weniger leckeres Schulmenü gegessen. Die Stunden verflogen jedoch schnell, da man sich nicht ausgeschlossen oder fremd vorkam und auch bei Nicht-Kennen eines Wortes verstanden wurde.
Der lange erste Tag fand um 19:00 Uhr nach zwei Stunden Sport sein Ende und in der Gastfamilie angekommen, telefonierte ich zunächst mit meiner Familie und Freunden und redete wieder deutsch. Allgemein waren die anfänglichen Sorgen über die Sprache nicht begründet, da, obwohl weder Englisch noch Deutsch verstanden wurde, die Kommunikation trotzdem flüssig und einfach ging und im Notfall der Übersetzer gebraucht wurde.
Die restlichen Schultage waren kürzer, ’nur‘ bis 17:30 Uhr, außer mittwochs bis 12:30 Uhr. Wir nutzten diesen kurzen Tag, um Bourges zu besuchen, eine schöne Kleinstadt. Dann neigte sich die Woche langsam dem Ende zu, und am Samstag trafen wir uns alle am Bus nach Hause wieder, um einige Erlebnisse reicher.
Nach der Busfahrt, die durch Gespräche schnell vorbeiging, waren wir die Gastgeber. Auch für meine Partnerin war das erste Gericht ein Flammkuchen, der sich unserer beider Meinung nach nicht von der französischen Version unterscheidet. Da die Schule bei uns kürzer ist, mussten wir uns auch ein anderes Programm für die Franzosen überlegen. In der Woche besuchten wir u.a. verschiedene Städte wie Koblenz, Bonn und Köln, gingen zusammen reiten und bouldern mit den anderen Austauschschülern, unter denen sich schnell Freundschaften bildeten.
Auch die Woche ging schnell vorbei, und als wir uns dann am Samstag verabschieden mussten, waren wir alle etwas traurig beim ‚Au revoir‘-sagen. Am Ende der zwei Wochen sind wir nicht nur reicher an neuem Vokabular, sondern haben auch unvergessliche Erfahrungen gesammelt, neue Bekanntschaften gemacht und Freunde kennengelernt, weswegen sich der Austausch nach Meinung aller deutlich ausgezahlt hat und ein Wiedersehen im Sommer bevorsteht.
Autorin: Carla Frömbgen, 10 a